Pressestatement: Nachhaltigkeitsabfrage nach MiFID II derzeit nicht zielführend

  • Derzeitige Nachhaltigkeitsabfrage im Beratungsprozess für Kleinanleger:innen nach MiFID II ist zu komplex
  • Abfrage sollte aus Sicht des FNG dringend vereinfacht werden
  • FNG reicht Feedback zum “Call for Evidence on sustainability in suitability and product governance” der ESMA ein

Berlin, 14. September 2023. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. hat seine Antwort zum "Call for Evidence on sustainability in suitability and product governance" der ESMA (European Securities and Markets Authority) eingereicht, welcher am 15. September 2023 endet. Das Feedback wurde in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des FNG erstellt. Gegenstand des Call for Evidence sind über 30 Fragen zur Umsetzung der Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen.

Das FNG begrüßt den Call for Evidence vor dem Hintergrund, dass es viele Diskussionen, Kritik, Herausforderungen und Probleme bei der Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen gemäß MiFID II gibt, welche seit dem 2. August 2022 in der Anlageberatung verpflichtend ist. Mehrere Fragen des Call for Evidence beschäftigen sich allerdings mit spezifischen Aspekten der Umsetzung der Nachhaltigkeitspräferenzen nach MiFID II. Sie zielen damit nicht auf den Kern des Problems ab - die derzeit zu komplex gestaltete Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen - wie das FNG und weitere Interessengruppen feststellten.

Aus Sicht des FNG ist ein Rahmen erforderlich, der es Berater:innen ermöglicht, nachhaltige Anlageberatung zu leisten, ohne Kleinanleger:innen komplexe Konzepte erklären zu müssen. Die derzeitige Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen nach den drei Kategorien EU-Taxonomie, SFDR und PAIs ist sowohl für Berater:innen als auch Kleinanleger:innen kompliziert. Es erfordert viel Einarbeitungszeit die verschiedenen Kategorien zu verstehen und zu begreifen wie sie mit dem allgemeinen Verständnis von Nachhaltigkeit, das die Kund:innen mitbringen, zusammenhängen.

Das FNG hat die Integration von Nachhaltigkeitspräferenzen in den Beratungsprozess von Anfang an begleitet und mehrere Projekte durchgeführt, die diesen Prozess erleichtern sollen. Neben dem "Leitfaden zur Integration der Nachhaltigkeitspräferenz (MiFID II)", bietet der Fachverband Schulungen im Rahmen der FNG-Akademie an und hat in Kooperation mit mehreren Sustainable Investment Foren das Programm "Sustainable Finance Qualification of Financial Advisors" zur kostenfreien Mikro-Schulung von Finanzberater:innen gestaltet. Zwar werden die Ressourcen genutzt und als hilfreiche Informationsquelle zum Einstieg in die EU-Regulatorik angesehen, doch kommen die Verantwortlichen zu dem Schluss, dass die Komplexität sich nicht durch reine Information reduzieren lässt und der derzeitige Rahmen somit unzureichend ist, um das Interesse an Nachhaltigen Geldanlagen zu steigern. Sie sehen die Notwendigkeit, die Komplexität zu reduzieren.

Das übergeordnete Ziel nicht aus den Augen verlieren

Bernhard Engl, Vorstandsvorsitzender des FNG, resümiert: "Wir sind uns bewusst, dass es sich bei dem aktuellen Call for Evidence der ESMA nicht um eine politische Konsultation handelt. Wir fordern die ESMA jedoch auf, zu analysieren, welche Änderungen vorgenommen werden können, um die Abfrage zu vereinfachen und praxistauglich zu gestalten." Geschäftsführer Sascha Görlitz ergänzt: "Das übergeordnete Ziel der nachhaltigen Finanzwirtschaft nach dem EU-Aktionsplan - die 'Neuausrichtung der Kapitalströme auf nachhaltige Investitionen' - sollte nicht aus den Augen verloren werden. Ausgehend von den Erfahrungen unserer beratenden Mitglieder sehen wir derzeit nicht, dass die aktuelle MiFID II-Abfrage zu diesem Ziel beiträgt."

Das gesamte Feedback des FNG zum Call for Evidence der ESMA ist hier einsehbar.